Das Trio "Poctcards" kommt aus Beirut/Libanon.
Da läge es auf der Hand, den Reiz des Exotischen zu beschworen, doch wurde man damit den Postcards keinesfalls gerecht. Der markante Dream-Pop der Band verrät seine Provenienz nie, tönt vielmehr so, als ware er vom Campus eines US-College ausgebuxt. Genau daran muss man ihn messen. Wurden die Postcards auch aufhorchen lassen, wenn sie einem der musikalischen Hotspots der USA entsprungen waren? Aber ja! Denn in ihrer Musik trifft melodischer Feinklang auf den genretypischen Gitarrensound und einen Gesang, der im Ausdruck seinesgleichen sucht. Julia Sabra verfugt über einen Vortrag, der alle Verlorenheit und Sehnsucht fast beilaufig ins Mikro haucht.
Auf der Bühne präsentierten sich die jungen Musiker*innen souverän, die sich ganz und gar dem melodischen DreamPop verschrieben haben. Rund um die sanfte und warme Stimme von Julia Sabra weben Gitarrist Marwahn Tohme und der Schlagzeuger Pascal Semerdjian einen sphärisch schwebenden Klangteppich mit dem sie die lyrischen Texte der Sängerin begleiten.
In einem der früheren Songs “All the places we will go” erzählt Sängerin Sabra von den oft so schwer erfüllbaren Träumen der sympathischen Gruppe, die mit ihrer Musik so gerne hinaus in die Welt ziehen würde - wenn es denn nicht so schwierig wäre, von einem Land wie dem Libanon aus, die dafür fast überall nötigen Visa zu bekommen. Sie sehen genauso aus, wie ihre Altersgenossen in Europa oder den USA und sie träumen die gleichen Träume. “Bei uns im Libanon mag das Leben manchmal chaotisch sein, weil vieles nicht funktioniert”, sagt Pascal, “aber uns erscheint das völlig normal. Jeder versucht sein Leben so gut wie möglich zu organisieren. Wichtig ist, dass Du einen guten Freundeskreis hast.” Wie lebt man mit dem Bewusstsein mitten in einer Krisenregion zu wohnen? “Wir reden schon miteinander über das, was um uns herum passiert, aber konzentrieren uns vor allem darauf, weiter zu machen. Wir haben den Krieg ja nicht mehr selbst erlebt.” Deswegen habe die junge Generation auch eine positivere Lebenseinstellung als viele Ältere im Land. Wieso sie so westlich klingende Musik machen? “Für uns ist es die Musik, die wir selbst mögen. Wir hören nicht viel arabische Musik, das ist auch kein Wunder denn wir sind schon auf der Schule vor allem auf Englisch oder Französisch unterrichtet worden”, erzählt Julia, “abgesehen davon singen auch viele deutsche Bands wie wir auf englisch. Unsere Texte handeln dennoch von unserem Alltag in Beirut.”