Geflüchtete in Schweinfurt und Würzburg sehen sich mit harten Bedingungen konfrontiert und kämpfen gegen Diskriminierung und für ihre Rechte
Während der World Refugee Day am 20. Juni näher rückt, sprechen Geflüchtete in Schweinfurt und Würzburg offen über die düstere Realität ihres Alltags – überfüllte Unterkünfte, unhygienische Zustände und ein wachsendes Gefühl der Isolation. Viele hatten bei ihrer Ankunft in Deutschland auf Sicherheit und Chancen gehofft, doch stattdessen sehen sie sich in einem bürokratischen System gefangen, das es ihnen kaum erlaubt, ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen. Mit einer Ausstellung und diversen Erfahrungsberichten, die während dem Umsonst und Draußen Festival gezeigt werden, wollen sie auf ihre Situation aufmerksam machen und fordern ihre Rechte ein.
In der Unterkunft in der Veitshöchheimer Straße 100 leben Bewohner*innen zwischen Kakerlaken, kaputten Herdplatten und schmutzigen Duschen – mit kaum einer Reaktion von Seiten der Verwaltung. Eine geflüchtete Person beschreibt den Moment, als beim Kochen Kakerlaken ins Essen fielen, mit den Worten: „Mir wurde schlecht, ich habe geweint. Warum müssen wir so leben?“ Selbstorganisierte Reinigungsaktionen wurden ignoriert, Unterstützung durch Reinigungsmittel bleibt aus.
Im ANKER-Zentrum Schweinfurt/Geldersheim ist die Lage nicht besser. Eine Beschwerdestelle, bei der man Anliegen vorbringen könnte, existiert nicht – es ist nahezu unmöglich, dringende Probleme im Lager zu klären. Das WLAN funktioniert kaum, das Internetsignal ist sehr schwach, nicht einmal Videos und Materialien für Online-Deutsch-Unterricht lassen sich öffnen – viele sind gezwungen, selbst bei eisiger Kälte nach draußen vor das Gebäude zu gehen, nur um Zugang zum WLAN zu haben. Für Teilnehmende an Integrationskursen bedeutet das eine massive Einschränkung, da ihnen wichtige digitale Lernmaterialien verwehrt bleiben.
Neben den physischen Belastungen nehmen auch die seelischen Belastungen zu. Viele Geflüchtete müssen aufgrund der neuen restriktiven Verwaltungspolitik für Geflüchtete fast zwei Jahre unter diesen Bedingungen ausharren – ohne klare Perspektive. Angstzustände und Depressionen sind weit verbreitet. „Ich habe das Gefühl, ich kann meine Ziele nicht erreichen. Ich will zur Schule gehen, aber ich kann mich in diesem Lager nicht konzentrieren“, sagt ein Geflüchteter.
Zusätzlich zur prekären Situation in den Unterkünften erschwert die im Sommer 2024 in Bayern eingeführte Bezahlkarte den Alltag der Betroffenen weiter. Die Bezahlkarte ist eine Geldkarte, auf die Geflüchtete ihre monatlichen Asylbewerberleistungen erhalten. Diese Karte ist extrem diskriminierend und verhindert soziale Teilhabe: Sie kann in vielen Geschäften gar nicht genutzt werden, funktioniert nur im jeweiligen Landkreis, erlaubt kein Online-Shopping und lediglich eine Bargeldabhebung von 50 € pro Monat. Eine betroffene Person bringt es auf den Punkt: „Warum erlaubt uns die deutsche Regierung nicht zu arbeiten? Wir wollen diese Bezahlkarte nicht. Wir wissen, dass Deutschland Arbeitskräfte braucht. Aber weil wir Geflüchtete sind, haben wir keine Rechte wie ein Mensch.“
Mit dem kommenden World Refugee Day hoffen die Bewohner*innen, dass ihre Stimmen endlich gehört werden. Sie fordern sofortige Maßnahmen – saubere Einrichtungen, bessere Infrastruktur und grundlegende Menschenwürde. „Nur weil wir Geflüchtete sind, interessiert sich niemand für unsere Gesundheit“, sagt eine Person. Eine andere bringt es drastisch auf den Punkt: „Könnte ein deutscher Mensch auch nur eine Nacht hier leben?“
ENG:
Refugees in Schweinfurt and Würzburg Face Harsh Conditions, Struggle to Integrate Amid Neglect.
As World Refugee Day approaches on June 20, refugees in Schweinfurt and Würzburg are speaking out about the grim reality of their daily lives—crowded camps, filthy conditions, and a growing sense of abandonment. Many hoped for safety and opportunity upon arrival in Germany, but instead, they find themselves trapped in a bureaucratic system that leaves them struggling to meet even their basic needs. With an exhibition and various personal testimonies presented during the Umsonst und Draußen Festival, they aim to draw attention to their situation and demand their rights.
At Veitshöchheimer Straße 100, residents live among cockroaches, broken kitchen stoves, and dirty showers, with little response from administrators. One refugee describes the moment cockroaches fell into their food while cooking, saying, "I felt sick and cried. Why do we have to live like this?" Attempts to improve hygiene through self-organized cleaning efforts have been ignored, with no support for supplies like detergent.
Over at the Anker-Zentrum in Schweinfurt/Geldersheim, the situation is just as dire. There is no complaint office ready to receive complaints, making it nearly impossible for refugees to resolve urgent issues in the camp. Wi-Fi barely functions, internet signal for is very weak, can't open one video with the required quality for the online lessons—forcing residents to go outside, even in freezing winter, just to connect. For those enrolled in integration courses, the lack of reliable internet is a serious setback, cutting them off from vital online materials.
Beyond the physical hardships, the emotional toll is mounting. Many refugees have to stay in these conditions for long time nearly two years due to the new strict administration policy to the refugees, with no clear path forward. Anxiety and depression are common. "I feel like I can’t accomplish my goals. I want to go to school, but I can’t focus in this camp," says one asylum seeker.
Apart from the precarious situation in the refugee shelters, the Bezahlkarte, which was introduced in Bavaria in summer 2024, is making daily lives even more difficult for the affected people. The Bezahlkarte is the money card on which refugees receive their monthly asylum seeker benefits. This card is highly discriminative and prevents social participation, as it cannot be used in many shops, it only works within a specific district, it does not work for online shopping, and it only allows to withdraw 50€ per month. One person affected gets to the heart of the matter: "Why doesn't the Germany government allow us to work? We don't want this Bezahlkarte. We know that Germany needs workers. Because we are immigrants, we have no rights like a human being."
With World Refugee Day on the horizon, residents hope their voices will finally be heard. They are calling for immediate action—cleaner facilities, better infrastructure, and basic human dignity. "Just because we are immigrants, no one cares about our health," one refugee says. Another puts it bluntly: "Could a German person live here even for one night?"